Moscheen für Monheimer

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen in dieser Kolumne, die ich nun auch schon seit fast 10 Jahren schreibe die Kommunalpolitik außen vor zu lassen, insbesondere, wenn sie die Gemüter erhitzt. Beim Thema der geplanten Moscheen mache ich zum ersten Mal eine Ausnahme. Dies deshalb, weil ich das Thema für die Zukunft meiner Heimatstadt mindestens so wichtig ist, wie Glasfaserausbau und Gewerbesteuer.

Ich finde die Initiative des Bürgermeisters richtig, zukunftsweisend und vor allem nötig für Monheim. Man mag die Art und Weise, wie der geplante Moscheebau zunächst kommuniziert wurde kritisieren. Die entsprechende Kritik erfolgte ja nicht zu Unrecht in der ersten Bürgeranhörung. Die Grundidee, den Monheimer Muslimen würdige und repräsentative Gotteshäuser zu ermöglichen und den Bau derselben durch die Stadt zu fördern, ist unbedingt richtig und für Monheim auch unbedingt nötig, wenn wir die Monheimer muslimischen Glaubens wirklich integrieren wollen.

Als ich 2007 nach 12 Jahren in meine Heimatstadt zurückgekehrt bin, habe ich Monheim als zweigeteilt erlebt. Eine wirkliche Integration der Monheimer die in den letzten 50 Jahren aus der Türkei oder anderen muslimisch geprägten Ländern nach Deutschland gekommen sind, hat in der breiten Masse nach meinem Eindruck nicht, oder jedenfalls nicht in dem Ausmaß stattgefunden, wie es wünschenswert gewesen wäre. Die Diskussion um den Bau der geplanten Moscheen zeigt dies auch exemplarisch: Bei der ersten Bürgeranhörung reichte die Schlange der meist „alten“ Monheimer, die über das Thema diskutieren wollten mehrere hundert Meter weit. Auf der anderen Seite des Berliner Rings, von der Straße, wie durch einen Grenzfluss getrennt, standen große Gruppen von Monheimern deren Familien eben erst in den letzten 50 Jahren nach Monheim gekommen sind und beobachteten den Menschenauflauf, ohne sich in die Schlange einzureihen und mitzudiskutieren.

All dies sind nur Beobachtungen, keine Wertungen. Integration funktioniert aber erst dann, wenn wir miteinander und nicht übereinander reden. Das Thema Integration leidet gerade darunter, dass die Diskussion leider allzu oft mit einer gewissen kulturellen Überheblichkeit auf der einen und einem gewissen Gefühl des „Beleidigtseins“ auf der anderen Seite geführt wird. Wenn jede Seite bei sich selbst mit der kritischen Reflexion anfängt, wäre schon viel gewonnen.

Natürlich fällt es jedem Einzelnen leicht Defizite der jeweils anderen Gruppe beim Thema Integration zu benennen. Es ist einfach als „Deutscher“ in der jetzigen Situation eine DITIB-Gemeinde zu kritisieren und sorgenvoll den vermeintlich moralisch überlegenen Zeigefinger zu erheben. Das bringt uns aber keinen Schritt weiter. Wenn die DITIB-Gemeinde in Monheim seit 30 Jahren wertvolle Integrationsarbeit leistet, wie es alle Ratsfraktionen vor dem Putschversuch in der Türkei einstimmig festgestellt haben, sollten wir dies, und nicht jede Wasserstandsmeldung aus der Türkei als Grundlage für Monheimer Kommunalpolitik nehmen. Dies gilt auch umgekehrt: Ich bin in manchen Ansichten durchaus konservativ, aber auch ich möchte nicht für jeden populistischen Unsinn der CSU in die Haftung genommen werden.

Um die Zweiteilung unserer Heimatstadt zu überwinden müssen wir uns erst einmal eingestehen, dass auch die jeweils andere Seite zu unserer Heimatstadt gehört. Deshalb ist es richtig, die muslimischen Gemeinden genauso zu fördern und als selbstverständlichen Teil Monheims zu begreifen, wie z.B. die christlichen Kirchen.

Im Übrigen: Die Geschichte lehrt uns, dass Integration durchaus funktionieren kann. All die Bedenken und Hinweise auf die Fremdsteuerung durch Ankara erinnern doch ein wenig an den Kulturkampf im damals neu gegründeten deutschen Reich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als unter preußisch und damit protestantisch geprägter Führung der deutsche Nationalstaat gegründet wurde, wurde den deutschen Katholiken vorgeworfen, sie könnten keine richtigen Deutschen sein, weil für Sie der Papst ja immer über dem deutschen Kaiser stünde. Die Diskussion vor 150 Jahren folgte denselben Mustern wie heute. Die Integration der Katholiken in den deutschen Nationalstaat hat ja auch einigermaßen geklappt. Der Verfasser dieser Zeilen ist lebendes Beispiel hierfür.

Ich würde mir wünschen, dass alle Monheimer repräsentative und baulich schöne Moscheen als identitätsstiftend empfinden, schöner als amerikanische Schnellrestaurants am Stadteingang sind sie auf jeden Fall. Ich würde mir aber auch wünschen, dass es hoffentlich bald selbstverständlich ist, dass die 10jährige Ayse von ihren Eltern zum Training bei der Kindertanzgruppe des Karnevalsvereins gebracht wird und Ihre Eltern sich freuen, wenn Sie ein Jahrzehnt später Monheimer Gänselieschen wird.

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